Die schweizerische Bergwelt war bisher ein weisser Fleck auf unserer Bike-Landkarte – das änderte sich in diesem Sommer 😎
Anfang Juli radelten wir im Wallis durch zwei traumhafte Gebiete ..

Auf der Hinfahrt waren wir anfangs überrascht vom flachen Schweizer Mittelland. Lange Zeit waren überhaupt keine Berge in Sicht. Fast wie im Ried – das hatten wir so nicht erwartet im “Alpenland” Schweiz. Mac wurde schon leicht nervös, als endlich bei Thun ein paar Mittelgebirgshügel auftauchten. Aber das hatten wir uns ganz anders vorgestellt. Etwa so wie auf der A7 Richtung Süden, wenn am Horizont plötzlich die Alpensilhouette auftaucht und wir uns jedesmal wie kleine Jungs auf ihren Lieblingsspielplatz freuen 🙂 Irgendwann kamen dann schliesslich doch die hohen Berge. In Kandersteg ging’s noch kurz in‘s Autoverlad auf die Schiene und durch einen kerzengeraden Tunnel. Nach schlappen 20min Bahnfahrt waren wir mitten im Wallis angekommen.

Das Vid unserer Tour von meinem Kumpel mac80: thanks!

Schweiz 2012 von mac80 – mehr Mountainbike-Videos

16. und 17. Juli 2012 “Am Aletschgletscher”
Wie immer sollte auch diesmal wieder der Anreisetag so gut wie nur möglich für’s Biken genutzt werden. Dank der rätischen Eisenbahn und der Luftseilbahn in Fiesch kamen wir ohne Anstrengung hoch auf den Kühboden. Das Eggishorn war noch eine Etage höher und sah schon einladend aus. Nur leider schienen Biker nicht erwünscht. Aber gut, elfhundert Tiefenmeter waren zum Aufwärmen ok. Besondere Schwierigkeiten gab’s auf der DH-Strecke – eigentlich ein freigegebener Wanderweg, keine. Einzig die Länge der Abfahrt war eine echte Herausforderung.
 Wir waren oberhalb der Baumgrenze. Es ging in felsigem Gelände steil den Hang runter. Der Talboden war zu erkennen, aber kam nur langsam näher. In der von vielen Sturzbächen ausgewaschenen Pfadspur sammelte sich dieses fiese Geröll, das alle Lenkversuche so kraftraubend machte. Egal, wir liessen es laufen. Leider war die Ideallinie immer schwerer zu finden. Mit schwammigem Fahrgefühl schossen wir über den Rütteltrail.. und auf einmal wurde es unkontrolliert bei mir. Das Vorderrad prallte immer häufiger auf die grossen Felsenklumpen. Aber ich wollte nicht anhalten, noch nicht! Also weiter, bestimmt wartete hinter der nächsten Kurve der Flow. Aber nach der Kehre kam wieder ein Steilstück. Anhalten ging jetzt nicht mehr. An einem überkniehohen Drop tauchte das Vorderrad weg und das Bike hebelte mich ruckzuck nach oben. Schnell die Vorderbremse auf und den Arsch nach hinten – immer die Schwerkraft bekämpfen! Ich hatte nochmal Glück J aber es war allerhöchste Zeit für eine Pause – leider schon wieder. Tausend Höhenmeter-Abfahrten im alpinen Gelände waren meistens anspruchsvoll, anstrengend und überhaupt nicht zu vergleichen mit unseren geliebten Mittelgebirgsdownhills. 😉 Wir mussten öfters Pausen einlegen, als uns lieb war.

Am späten Nachmittag ging’s, wieder mit der Luftseilbahn, rauf auf die Alpe und dann weiter über den Höhenzug mit den Bikes. Auf dem ganzen Stück bis zum Einstieg in den Tunnel am Tälligrat gab’s jetzt tolle Lichtstimmungen. Mac‘s Fotoherz schlug sofort höher und wir knipsten einige Bilder. Bei der Auffahrt genossen wir auch einen ersten Blick auf die 4tausender Monte Rosa und Matterhorn, die schon ganz in der Nähe alles überragten.
 

Auf der anderen Tunnelseite war unsere Hütte “Gletscherstube”. Eine winzige Berghütte, die offenbar komplett aus Holz gebaut war. Man erwartete uns schon mit dem Abendessen. Die warme Gemüsesuppe kam jetzt genau richtig, bei inzwischen einstelligen Temperaturen. Das war ganz schön frisch, nachdem wir vor wenigen Stunden noch im Talboden bei 31 Grad in der Sonne gedampft hatten.

Nach dem Essen schnappten wir die Bikes und drehten noch eine Runde zum Aletschgletscher. Das lohnte sich! Die Aussicht von der Felsenkanzel “Platta” auf den grössten Gletscher der Alpen war überwältigend. Auch ca. 100m über der Gletscheroberfläche konnten wir die Eiseskälte spüren. Zu dieser späten Stunde waren nur wir da oben. Wir konnten uns kaum satt sehen, aber das Licht ging irgendwann aus und wir mussten leider zurück. In der Hütte war inzwischen was los und im 10er Schlaflager sollte es später bestimmt gemütlich werden. Mac meinte, so ähnlich müssten die Höhlenbewohner in der Steinzeit gepennt haben – das traf’s sehr gut. Na dann, gute Nacht!

Am nächsten Morgen starteten wir früh. Nebel riss im Wind direkt über dem Dach der Hütte auseinander und gab die Sicht auf die imposante Bergwelt frei. Das Licht stimmte!
  Unser Trail auch .. er führte im stetigen Auf- und Ab oberhalb vom Gletscher entlang. Wir kamen nur langsam voran – immer wieder versteinerte uns das beeindruckende Panorama auf den Aletsch! Später trafen wir auf eine kleine Gruppe asiatischer Bergwanderer. Die Leute – vermutlich Japaner – waren gut drauf und begrüssten uns klatschend. Dabei lernten wir auf Japanisch zu grüßen. Mit einem freundlichen “k o n i c h i w a” hatten wir stets die Sympathien auf unserer Seite. Das Schauspiel sollte sich später noch öfters wiederholen.

Die nächste Gemüsesuppe an der Riederfurka war lecker und wichtig, um ausreichend Kraft für den bevorstehenden Abfahrtstrail zu sammeln.
  Man sagte uns, dass manche Biker heile unten am Stausee angekommen wären. Wir hatten ja Schlimmes befürchtet, aber so schlimm … Und der Trail war sacksteil und ehrlich krass – auf weiten Strecken S3+ Niveau! Wir versuchten bei den fiesesten Stellen einfach den Blick in den Abgrund auszublenden, aber das klappte natürlich nicht immer. Trotzdem ging viel. Nur einmal überdrehte ich und ging prompt über den Lenker, aber die Stelle war unkritisch – es gab zum Glück nur ein paar Schrammen und einen heftigen Adrenalinschub.

Am Ende des Tages mussten wir schliesslich die ausgeklügelte Planung ändern. Der Aletschtrail war ge!l, aber hatte uns viel Zeit gekostet. Vor der finalen 1500Hm Abfahrt in‘s Tal, querten wir von der Belalp auf einem herrlichen Höhenweglein, allerdings war der Pfad gespickt mit schmerzhaften Gegenanstiegen. Unten angekommen warfen wir unseren ursprünglichen Plan über den Haufen und beschlossen abends noch nach Zermatt zu fahren und unten im Tal eine Bleibe zu suchen. Der geplante Aufstieg auf die Hörnlihütte muss ein anderes Mal nachgeholt werden …

Das Zermatt autofrei sein soll, merkte man auf der Zufahrtsstrasse nicht wirklich. Schnell wollten wir die hässliche Auffahrt, immerhin 160Hm von Täsch, überwinden und rollten zur Tourimeile von Zermatt. Ein kurzer Blick auf die Preisliste vom McD und der Hunger auf Burger war weg. Das hohe Preisniveau traf uns jetzt mit voller Wucht. Immerhin hatten wir ein wenig Luxus im Vergleich zur Hüttenromantik auf der Gletscherstube.

18. bis 19. Juli 2012 “Traildorado im Mattertal und 29 Viertausender grüssten vom Himmel”
Am nächsten Morgen genossen wir das einmalige Schauspiel im Zug mit 100ten meist asiatischen Touristen auf einen 3000m hohen Berg zu fahren. Aus jedem Winkel und durch jede noch so dreckige Scheibe wurde das Hörnli geknipst, was die Speicherkarten hergaben. Beim “konichiwa” wurde immer freundlich gelächelt und manche Menschen verbeugten sich vor uns.

Wir waren zwar früh dran, aber auf dem Gornergrat-Plateau stapelten sich bereits die Touristen. Aber nur ein paar Meter weiter kehrte schnell die gewohnte Bergruhe wieder ein. Das war auch notwendig, denn am Usser Gornerli war volle Konzentration gefordert. Der Hang war so steil, dass ein Sturz hier fatale Folgen gehabt hätte. Flow gab’s hier nicht, aber mehrere Tragepassagen, dafür war das Panorama bombig. Der Trail verlief direkt vor dem Monte Rosa Massiv und gab den Blick auf mehrere Gletscher frei. Wir standen mehr als einmal mit offenem Mund da und genossen die erhabene Aussicht in die grandiose Bergwelt.
     

Am Riffelsee bekam unsere Tour ihren Namen: „TOBLERONE Bike Challenge“. Die Spiegelung des Hörnli im See, war fast schon kitschig schön. Nachdem wir das Bild intus hatten, stand ab jetzt der Flow im Mittelpunkt. Wir vernichteten die folgenden 1500 Höhenmeter mit nur einem kurzen Stop – dabei gab es beim kurzen Stopp auf der Riffelalp eine – 5 Sterne – Gemüsesuppe. Kaum unten schaukelten wir gleich wieder mit einer Ladung Touristen nach oben. Schnell die Kohle berappen und los ging’s.. Das war schon ge!l, mal eben mit dem Bähnchen hoch auf 3000m, wenn nur der hohe Preis nicht wäre. Den Ärger darüber verdrängten wir aber sehr schnell – auf dem nun kommenden Pfädchen runter zum Grüensee. Das war einer der Holytrails, die man nicht mehr vergisst! Mal flowig, mal knifflig, aber nie wirklich gemein. Und quasi als i-Tüpfelchen konnten wir auf halber Strecke einer Gruppe US Boys zeigen was wir mit unseren Hardtails drauf hatten. Die Amis hatten 2 Guides dabei und waren auf einer geführten Tour über Trail-Highlights in den Alpen. Bestimmt hatten sie dafür ein Vermögen hingeblättert, zumindest hatten sie tolle Fullys dabei.

Am Ende dieses tollen Biketages stand noch der Aufstieg zur Fluealm und der gleichnamigen Hütte auf dem Plan. Von der Terrasse vor der Hütte blickte man direkt auf‘s Matterhorn und bis zum Einbruch der Dunkelheit brachte Mac sein Fotoequipment in Position …

Nach dem Frühstück rollten wir ab zum Stellisee. Auch hier spiegelte sich das Hörnli auf der glatten Oberfläche. Aber das Wetter sollte sich ändern. Von der Spitze des Matterhorns dampften schon die Wolken ab.
 
Für uns Stand heute fast nur noch Abfahrt auf dem Programm. Über die Findelalp ging es auf herrlichen Trails bis runter nach Zermatt. Unten angekommen verloren wir keine Zeit und checkten gleich wieder ein für die Auffahrt über Sunnegga und Blauherd zum Unterrothorn. Mit 3 verschiedenen Bahnen bis auf 3104m, ge!l – aber leider sauteuer..

Unter der Rothorn-Kabinenbahn gab es im Steilhang einen interessanten, kehrenreichen Pfad. Ich überlegte kurz, ob wir den ausprobieren sollten. Wir entschieden uns dann für eine andere Variante, die aber nicht weniger abenteuerlich war. Wir querten in luftiger Höhe den Ritzengrat, bis uns irgendwann die Spitzkehren aus den Ohren rauskamen. Auch hier galt es oft den Abgrund auszublenden, denn sowohl rechts als auch links vom Grat ging es steil abwärts.

Daheim möglicherweise machbare Drops erschienen hier oft unüberwindbar, weil man zwangsläufig den einmaligen Überschlag in den Abgrund vor Augen hatte. Heil und total ausgepowert unten angekommen querten wir, fast ohne Höhenverlust, kilometerlang auf dem Europaweg die Tufteralp bis in den nächsten Taleinschnitt und zur Europahütte. Hier warteten schon große Nudelportionen auf uns.

Langsam aber sicher näherte sich unser Ausflug seinem Ende. Umso mehr genossen wir die finalen 800HM Abfahrt. Wir durchquerten bunt blühende, duftende Blumenwiesen, in denen seltene Gebirgsblumen wuchsen.

Und schlappe 200m vor dem Ziel in Täsch ging plötzlich nichts mehr. Meine Vorderbremse machte komplett zu. Der Belag war weg und die Backen schleiften Metall auf Metall. Wir packten beide an und behoben das Problem. Dank des steilen Trails durch den herrlichen Lärchenwald waren die neuen Beläge schnell eingebremst.

Glücklich aber total platt traten wir die Heimfahrt an und diskutierten nochmal alle Schlüsselstellen im Detail durch. Die Erinnerungen an die Tour müssen wahrscheinlich bis zur nächsten Saison halten und uns mindestens durch viele nervenaufreibende Arbeitstage helfen.

PTZ, im Oktober 2012

PS: Der ganze Trip stand bis kurz vorher in Frage, weil wir uns beide im Frühjahr bei schlimmen Stürzen verletzt hatten. Mac überdrehte beim Kurventraining im Bikepark und verdrehte sich das Knie. Das Kreuzband schien aber zum Glück heile geblieben. Und ich Depp knallte bei einem Fail-Manual mit dem Kopf und der Schulter voll auf den Boden. Zum Glück konnten wir unsere Verletzungen rechtzeitig auskurieren J

Facts:
16.Jul12 17.65km 02:05:48Std 8.40Avg 39,50Vmax 307HM 6% 20% ca.1200mDH
17.Jul12 45.03km 04:12:49Std 10.60Avg 41,00Vmax 490HM 5% 17% ca.2500mDH
18.Jul12 26.28km 03:01:14Std 8.60Avg 39,50Vmax 447HM 8% 21% ca.2300mDH
19.Jul12 27.87km 02:38:45Std 10.50Avg 41,50Vmax 331HM 7% 22% ca.2700mDH

Anhang:
 


2 Kommentare

osoft

osoft · 13. August 2012 um 13:48

Das glaube ich ja nicht, da steht Ihr beide doch vor einer Fototapete 🙂 Echt Superbild!!!!!

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