Die letzten Sommer sind wir eher in anderen Alpenregionen zum Biken gewesen. Dieses Jahr im Oktober fand ich wieder einmal den Weg an unseren Lieblingsbergsee. Greetz von PTZ
PS: Im nächsten Jahr habe ich mein 20-Jähriges, bin gespannt ob wir einen Jubiläumstrip an den Lago machen.

(Beitrag im April 2021 überarbeitet von PTZ)

4. Oktober 2017, ein Mittwoch

Ein Zwischenstopp auf dem Weg zum Lago im Herzen der Dolomiten.

Von Siusi kam ich per Seilbahn leicht auf die Seiser Alm. Leider bin ich den Scharen von eBikern folgend naiv bis Saltria abgefahren. Dadurch verlor ich völlig unnötig einige hundert Höhenmeter, die anschließend hart wieder erarbeitet werden mussten. Hinter der Saltner Schwaige wollte ich eigentlich im Angesicht von Langkofel und Plattkofel den Hang aufsteigen, aber die langweilige Skipiste war sinnlos steil. Nach einigen hundert Metern drehte ich um und folgte dem Schotterweg. Auch sacksteil, aber irgendwie machbar. Oberhalb vom Dialer Haus, in dem wir schon vor Jahren feuchte Bikerträume hatten, ging es nochmal richtig zur Sache. Der Karrenweg zum Tierser Alpl bot massig Steigungsprozente.

Das letzte Steilstück des Aufstiegs ist in Sicht! Auf dem Pfad am Fuß der Rosszähne querte ich später bis zur Rossscharte ganz rechts.

Ich ging schon früh ins Schieben über, während ein Local aus Canacei mit seinem Hardtail an mir vorbeizog und den kompletten Anstieg im Sattel meisterte. Beide oben angekommen quatschten wir eine Weile.

Tierser Alpl Hütte erreicht! Der Kollege aus Canacei war schon wieder auf der Abfahrt.

Sein weiterer Weg ging wieder den Hang runter, während ich entlang der markanten Rosszähne bis zur Rosszahnscharte aufstieg. Hier stand eine große Holzbank, ideal für eine ausgedehnte Pause. Die Bank war exponiert und an den steilen Hängen stiegen immer wieder dicke Wolkenfetzen auf. In einem Moment saß ich im dicken Nebel und einige Sekunden später war die Sicht zur weltbekannten Schlern-Silhouette wieder frei.

Nur kurz gaben die Wolkenfetzen den Blick auf die Silhouette des Schlern frei

Hier hätte ich noch länger verweilen können, aber der Wind und die Zeit waren gegen mich. So stach ich alsbald in die Abfahrt runter zur Seiser Alm. Der Wanderweg war technisch vom Feinsten und ließ kaum Wünsche offen.

Der Traileinstieg an der Rosszahnscharte runter zur Seiser Alm.

Ich hatte ordentlich zu kämpfen, denn der Hang war sehr steil. Viel zu schnell war der spitzkehrige Teil vorbei und ging in Wiesentrails und die typischen Weglein hier oben über. Den richtigen Weg zur Saltner Hütte musste ich bissl suchen. Auch zwei Almbauern, die entspannt vor ihrer Hütte saßen, konnten mir nicht wirklich helfen. Allerdings konnten wir die Luftlinie zur Hütte in der Ferne gemeinsam ausmachen. Die hügeligen Wiesen konnte ich auch querfeldein gut abrollen. Vor frischen Kuhfladen musste man sich allerdings gehörig in Acht nehmen. Hier wurde es dann aber doch nochmal interessant. Der Wanderweg durch den Hauensteiner Wald, über’s Schlernbödele und Bagni Razzes, bis zur Ruine Hauenstein war ein anstrengendes Auf und Ab, bot aber höchst abwechslungsreiches Terrain, mit viel Spaß. Mit dem letzten Tageslicht traf ich am Parkplatz der Talstation der Seiser Alm Bahn ein, wo ich meinen Kram ins Auto packte und die kurvenreiche Abfahrt ins Etschtal und weiter in Richtung Lago antrat.

Fahrleistungen: 32.33km, 3:43:52h, 8,66Vavg, 58,9Vmax, 1009HM, -1730TM. 13-24 Grad Celsius ca.

5. Oktober 2017, Donnerstag

Im Centrale war eigentlich alles wie immer. Das dachte ich zunächst. Leider wurde ich am Morgen von Floriana mit einer traurigen Nachricht überrascht. Ein sehr geschätzter Mensch war im vergangenen Winter leider von uns gegangen. Damit war meine Stimmung erstmal im Keller. Aber wie heisst es so schön nach Stepi “Lebbe geht weider”. Nach einer kurzen Besinnung raffte ich mich auf und fuhr nach Limone.

Schon jahrelang auf dem Zettel: der legendäre Dalco!

Den Dalcotrail hatten wir in den letzten Jahren immer mal wieder auf dem Planungszettel, allerdings gab es immer Gründe ihn dann doch nicht zu machen. In diesem Jahr wollte ich den Dalco unbedingt auf die Habenseite bringen. Eigentlich wäre die direkte Auffahrt zur Dalcoalm ja schon genug, aber wie immer sah das Roadbook auch dieses Mal für den Tag zunächst andere Berge vor. Das hatte in den letzten Jahren leider öfters dazu geführt, dass es mit dem Dalco am Ende nie geklappt hatte. Das durfte mir dieses Jahr aber nicht passieren. Die Auffahrt auf der Vesiostrasse war scheinbar eine ganze Ecke steiler geworden. Ich war am Keuchen, vielleicht lag’s am schweren Fully. Ich musste immer wieder Durchatmen und den Puls runterbekommen.

Dann aber beim Alimentari (übrigens offen bis 12:30) in Voltino, an dem gemütlichen Platz vor dem alten Kirchlein, genoss ich wie früher “Succo e Polpa di Pesca”. Leider nicht mehr ganz Stilecht im Glas, sondern im Karton, aber gut war es allemal und brachte meine Lebensgeister zurück. Das schöne 12 Uhr Glockenspiel gab es gratis zur herrlichen Lagoaussicht mit dazu.

Es folgte weiter sacksteiler Asphalt bis zum Balzehaus. Weiter hoch ging der Pfad zum Monte Bestone knackig, aber schiebend gut machbar. Einen Vorgeschmack auf die geniale Lagoaussicht von hier oben, gab es schon vom kleinen Vorberg Bocchetta Rocca. Allerdings wütete hier vor kurzem wohl ein Feuer und richtete unübersehbare Schäden an.

An der Bocchetta Rocca.

Eine leider nur kurze Trailpassage von der Bocchetta machte Lust auf mehr. Ganz oben dann das Metallkreuz, die Glocke und ich am Monte Bestone – ohne Worte – der Lago lag mir zu Füssen, zum genießen.

Monte Bestone Gipfel 1000m über dem Gardasee.

Ich wählte für den Abstieg die Nordseite: ein Fehler mit dem Bike! Nur noch steilstes Runtereiern und sogar kleinere Klettereien waren die Folge, bis ich wieder auf dem Hauptweg war. Den 123er musste ich schweren Herzens rechts liegen lassen und arbeitete mich wieder bis Dega rauf. Ein Biker kam schiebend runter und zwei Pilzesammler erzählten mir etwas von einem Bikerabsturz der genau hier tötlich endete. Na dann dachte ich, auf geht’s zum Dalcotrail! Über den 110er kam ich schnell zur idylischen Dalcoalm, wo die Pferde gemütlich grasten und die Ruhe hier oben in der Natur war einfach herrlich. Den Einstieg in den Dalcotrail hatte ich ruckzuck gefunden: links der 111er oder rechts der 112er. Die Qual der Wahl.. Den 112er hatte ich mit Osoft vor ein paar Jahren schon einmal gemacht. Also war klar, rein in den 111er, denn das ist der richtige Dalcotrail. Am Anfang war der Pfad sehr flüssig zu fahren, aber schon bald kamen die ersten Schlüsselstellen: felsige Steilstufen, felsige Engstellen. überall Fels und jede Menge Schwimmschotter.

Hier kam ich noch einigermaßen klar, aber kurz darauf war nix mehr mit Fahren.

Dann der berüchtigte Steilschwimmschotterhang, der ging eigentlich nur auf allen Vieren. Flow ist anders und nur wenig konnte ich fahren. Ich probierte gar nicht viel rum, bin auch irgendwie aus dem Alter raus. Ein paar Schlüsselstellen weiter wurde der Trail wieder richtig spaßig und ich konnte das Meiste fahrend bewältigen.

Ausblick vom Dalcotrail auf Limone.

Aber vom Flow anderer Trails infiziert, brauche ich den Dalcotrail nicht noch ein 2-tes Mal. Trotzdem war ich froh, nach all den Jahren mit Bogen um den Dalcotrail, ihn endlich einmal selbst gemacht zu haben.

Fahrleistungen: 17.08km, 2:51:08h, 5.98Vavg, 29.62Vmax, 809HM -704TM. Sonnige 20-24 Grad. Die Angaben sind ungenau, weil das Bike viel geschoben und getragen werden musste.

6. Oktober 2017, Freitag

Am Baldo – wie früher..

Heute war Uplift-Bummeltag! Ich starte morgens an der Talstation in Malcesine. Mit der letzten Vormittagauffahrt die MTBs beförderte (9:45 Uhr), ging es ruckzuck rauf auf den Berg. Schöne Erinnerungen an unsere ersten Baldotouren von Ende der Neunziger, mit meinen beiden Bikekumpels Osoft und Holger, schossen mir beim Dösen in der Gondel durch den Kopf. Den Einstieg zum 16er, der auf den meisten Wanderkarten fehlte, hatte ich schnell wieder gefunden. Nach den obligatorischen Knipsereien, stach ich in den wohlbekannten Zuckertrail den Steilhang entlang.

Am Einstieg in die Abfahrt nach Navene.

Die Sicht reichte bis Afrika, der Lago glitzerte unter mir in seinen schönsten Blautönen und dazu die bunten Herbstfarben der von Meter zu Meter größer wachsenden Vegetation. Es war ein Bild zum dahin schmelzen. Was für ein großes Glück hatte ich genau jetzt hier zu sein! Der starke Wind oben am Kamm war hier am Hang überhaupt kein Thema mehr. Im Gegensatz zu den steilen Felshängen oberhalb von Limone gestern, war das liebliche Pfädchen hier heute nahezu komplett fahrbar.

Das erdige Pfädlein war gut zu fahren, bei der herrlichen Aussicht trotzdem nicht ganz einfach.

Ich machte immer wieder ein Päuschen, legte mich in die Pampa und genoß einfach nur den Moment. Begegnungen mit Wanderern waren zum Glück selten und es blieb meist bei freundlichen Begrüßungen.

Das Bike passte gerade so auf den waschlappenbreiten Pfad.

Trotz der vielen Pausen war ich viel zu schnell unten auf der Alm und bog ab in den 10er. Der Sentiero war dieses Mal sehr gepflegt und von den gröbsten Steinen sauber freigeräumt. Das hatte ich ganz anders in Erinnerung. Aber gut war es so, denn die Bremsen blieben meist offen. Und prompt ging ich in einer der vielen Kehren über den Lenker, aber es blieb glimpflich. Am Einstieg zum 4er der runter nach Navene führte, gab es nochmal die Bestätigung in Form eines unübersehbaren Schildes, daß der Pfad für Biker mittlerweile gesperrt war. Was für ein Jammer und vor ein paar Jahren noch überhaupt kein Thema. Der 4er hatte viel Schotter, aber auch schöne Trailpassagen drin. Mangels Alternativen ignorierte ich das Verbot und rollte es so sanft wie möglich ab, um keine Schäden am Weg zu hinterlassen. Am Ende cruiste ich über den Radweg am See entlang von Navene nach Malcesine und zurück zum Auto.

Die Zeit ist stehengeblieben im Freemaster – zum Glück!

Erinnerungen an ein verschlossenes Parkhaus, mit der Parkkarte eingeschlossen im Auto, kamen mir in den Sinn, gell Osoft 🙂 Es war noch recht früh am Nachmittag, was mir gut in den Kram passte, denn ich hatte noch einen umfangreichen Einkaufszettel bei Omcafe in Arco zu erledigen. Nach einem Bummel durch die Altstadt, ließ ich den Tag schließlich im Freemaster am Piazza ausklingen, so wie wir es früher auch immer gemacht haben, mit Postkarten schreiben und Mosertouren studieren 🙂

Fahrleistungen: 18.84km, 1:49:14h, 10.35Vavg, 40.01Vmax, 80HM, -1532TM.

7. Oktober 2017, Samstag

Immer auf der Suche nach dem richtigen Weg

Nachdem ich am ersten Lagotag auf der Westseite und Gestern auf der Ostseite des Sees war, bin ich heute unterwegs in den Norden, tiefer in die Sarcaebene hinter Arco, mit dem Ziel “Marocche”. Ich hatte kurz einen Shuttletrip zum Tremalzo überlegt. Der wäre früh um 10 Uhr gestartet, aber ich hatte den Gedanken wieder verworfen, um wie in alten Zeiten, eine Mosertour nachzufahren. Die Wegbeschreibung auf dem Kärtchen wurde natürlich nie aktualisiert und so stellte sich der Trip als abenteuerliche Suchaktion heraus. Dazu später mehr..

Auf dem schönen Radlweg die Sarca entlang machte es plötzlich “kling!” – dieses leidlich bekannte, typische Geräusch von gerissenem Metall. Ein kurzer Blick nach unten bestätigte sofort den Verdacht. Ein ausgeprägter 8er im Hinterrad brachte die Gewissheit, dass eine Speiche gerissen war. So ein Mist gleich am Morgen und ich hatte die Tour gar nicht richtig begonnen. Ein Abstecher zum Giuliani Bike in Arco war unvermeidlich. Schon vor Jahren hatte der Mechaniker unsere Bikes wieder in Stand gesetzt und in kürzester Zeit scheinbar Unmögliches möglich macht. Der tolle Service hatte sich bis heute zum Glück nicht geändert: Man schaute sich kurz das Problem an und in einer Stunde konnte ich mein Radl wieder haben. Ich nutzte die Pause für einen Rundgang durch die Altstadt und die herrliche Parkanlage und natürlich für einen leckeren Cappuccino. Mit 10 Euronen war ich dabei und mein Hinterrad lief runder als jemals zuvor.

Mit dem Kärtchen (Ronda Marocche nach Moser Tour 24) in der Tasche radelte ich hinter Arco durch die Olivenhaine oberhalb des Lago di Cavedine in die Berge. Die schwindelfreien Kletterer hingen hoch in den senkrechten Felswänden. Ich kam durch Plantagen mit uralten Esskastanienbäumen und sammelte einige der riesigen Früchte in meinen Rucksack, der dadurch ordentlich an Gewicht zulegte. Daheim würden sie sich sicher darüber freuen.

Durch den Kastanienwald.

Es ging ganz ordentlich auf und ab und in einer Hochebene entdeckte ich auf einem Feld sogar hochgesteckte Erdbeerpflanzen. Auch da konnte ich nicht widerstehen und genehmigte mir einige der süßen Früchte, schon komisch frische Erdbeeren Anfang Oktober.

Bis dahin kam ich ganz gut mit der Beschreibung auf dem Kärtchen klar, allerdings ein wenig Orientierungssinn war schon vonnöten. Aber irgendwann verließen sie mich. Die Wegführung hatte sich komplett geändert und stimmte überhaupt nicht mehr mit dem Geschriebenen auf der Karte überein. Die Abzweige waren einfach nicht mehr auffindbar. Mitten im Wald traf ich zwei italienische Freerider, die von ihrem Downhill schwärmten, den sie gleich unter die Stollen nehmen wollten. Vielleicht hätte ich denen einfach nachfahren sollen. Aber hinterher ist man immer schlauer. Die Italienier waren weg und mein Abfahrtstrail war auch weg, so musste ich viele der erabeiteten Höhenmeter auf Asphalt vernichten. Bei Trebi fand ich dann schließlich wieder in einen Wegpunkt auf meinem Kärtchen. Jetzt kamen die Wege durch die Marocche dran. Da hatte ich noch gute Erinnerungen, als wir hier vor Jahren schon mit Osoft und Holger und Jörg durch sind. Aber zu meiner Überraschung führte mitten durch die Marocche heute ein perfekt angelegter Radlweg, der im Moser noch als steinige Piste beschrieben war. Parallel zu dem Teerweg wurde witzigerweise gerade ein Singletrail extra für MTBs angelegt. Der war noch in Arbeit, konnte aber schon befahren werden und machte natürlich mehr Spaß, als die Asphaltstrecke.

Es hatte schon was wieder einmal eine Tour nach Moserkärtchen zu fahren. Des Öfteren rätselte ich über den richtigen Weg und einige Male merkte ich erst nach einigen umsonst gefahrenen (Höhen-)Metern, daß ich komplett falsch war und wieder umkehren musste zum letzten richtigen Wegpunkt. Diese typischen Situationen mitten in der Pampa, verbunden mit der Unsicherheit, ob man gerade auf dem richtigen Weg fährt war einfach klasse und ließ die Erinnerungen an frühere Touren wieder aufleben. Alleine dafür hatte es sich gelohnt wieder hier an “unserem See” zu sein.

Fahrleistungen: 62.41km, 5:13:07h, 11.95Vavg, 52.89Vmax, 1172HM, -1238TM.

ENDE


1 Kommentar

peter ober · 19. Mai 2021 um 20:58

hallo

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